Abnehmen - Gewichtsprobleme - Ernährung

Das Leben ist ein Schwergewicht?


Lernen Sie, sich von Ballast zu befreien. Wie das möglich ist: Ein Fallbeispiel.

Anna H. (25), Körpergröße 168 cm, Gewicht 89. Die Klientin ist mit ihrem Ist-Zustand nicht zufrieden. Sie gibt an, sich erst mit 10-15 kg weniger wohl zu fühlen. Die Anamnese ergibt, was die Klientin eigentlich belastet: sich spiegelnde familiäre Muster.

 

„Warum kommt das Gewicht immer wieder? Mir fehlt die Konsequenz. Wenn ich über die Stränge schlage, denke ich: jetzt ist es auch schon egal“, erzählt Anna H. Und weiter: „Ich habe ein schlechtes Gewissen mir gegenüber. Warum kann ich mich nicht zusammen reißen? Der Kampf gegen irgendetwas soll aufhören.“ Nachdem die Klientin erneut geäußert hatte, sie frage sich, warum sie so schwach sei, wechselt sie nahtlos die Perspektive: „Mutter könnte mehr für sich tun, sie lässt sich alles gefallen. Ich empfinde deswegen Verachtung für sie. Sie kann sich auch nicht am Riemen reißen. Sie ist Alkoholikerin und raucht viel.“ Mutter und Oma seien beide eher mollig, Vater und Opa werden als „schlank und verbal despotisch“ beschrieben.

 

Die „Wunderfrage“

 

Um die Klientin auf die Erarbeitung konkreter Therapieziele vorzubereiten, kommt die „Wunderfrage“ zur Anwendung – ein Prinzip, das von Soziologieprofessor Steve de Shazer Mitte der Siebziger Jahre entwickelt wurde. Die „Wunderfrage“ wird gestellt, um einen besseren Zugang zu Klienten zu erschließen, sie in einen möglichst angenehmen Zustand zu versetzen und etwas über ihre Ziele und möglicherweise bereits vorhandene Lösungsstrategien zu erfahren. Im vorliegenden Fall wurde die Wunderfrage wie folgt formuliert: „Stell’ Dir vor, Du gehst ins Bett und schläfst ganz ruhig und tief. Und jetzt passiert ein Wunder: Im Schlaf erfüllt sich Dein sehnlichster Wunsch und Du fühlst Dich nach dem Aufwachen viel besser. Was würdest Du merken?

Als Antwort gab die Patientin an, sie wäre von Gewicht befreit und würde sich leicht fühlen, einen Partner kennen lernen, sich als liebenswert empfinden – und zugleich auch zufrieden und entspannt, weil sie nun mehr Ruhe hätte.


Der kinesiologische Muskeltest

Beim kinesiologischen Muskeltest werden rein anatomisch gesehen zunächst einmal die neurologischen Steuerungsmechanismen von Muskelkontraktionen betrachtet. 
Diese erfolgen grundsätzlich über Rezeptoren an den Muskeln selbst und ihre Verbindung zum Gehirn, an das sie jeweils Informationen über die Bewegung und Haltung des Körpers übertragen: Von der Kontraktion bis zur Spannung von Muskeln und Sehnen bis zur Geschwindigkeit der Bewegungen oder Veränderungen der Lage und des Gleichgewichts des ganzen Körpers.  Im Fokus von Kinesiologen stehen dabei insbesondere die neuromuskuläre Muskelspindel und des sogenannten Golgi-Sehnenorganapparates – unter Einbeziehung verschiedener Meridiane.

 

Beim kinesiologischen Muskeltest werden die Klienten aufgefordert, Widerstand gegen einen sanften Druck zu leisten, der auf einen Muskel ausgeübt wird. Während es normalerweise kein Problem darstellt, dieser Bitte Folge zu leisten, können die Klienten ihr nicht mehr nachkommen, wenn das Zusammenspiel von Muskeln durch „Spindeln“ der Muskulatur gestört wird: Durch eine einfache Technik – das Auseinanderziehens des Sehnenansatzes bzw. das Zusammendrücken des Muskelinneren – erhält das zentrale Nervensystem „falsche“ Informationen. Der Muskel meldet

dem Gehirn eine Irritation. Das dient als Indikator für die Fragetechnik. 

 

Betrachtung der emotionalen Aspekte

 

Im Fall von Anna H. gilt es herauszufinden, was möglicherweise  „übersehen“ wird. Die Betrachtung durch den Muskeltest und die Abfrage der eingangs herausgearbeiteten Verhinderer bzw. Stressfaktoren führte zu einer Fokussierung auf die Themen „Wahl / keine Wahl“,

was sich hinter „nicht liebenswert“ verbirgt und in der Konsequenz zu Selbstbestrafung führt –

und zur Blockierung durch die Verleugnung der Gegenwart.

 

Systemische Arbeit: Aufstellung
 

Nachdem klar ist, um welches Thema es geht und dass gemeinsam daran gearbeitet werden kann – weil die Klientin zu 100% bereit ist, von dieser Arbeit zu profitieren – müssen nun noch die „Protagonisten“ auf Vollständigkeit und Priorität getestet werden.

 

Dazu wird die Klientin gebeten, die Figuren auszuwählen und zu stellen.

 

Die Grundprinzipien der systemischen Aufstellung

  • Ausgleich – Bindung – Ordnung
  • Die Aufstellung beginnt da, wo die meiste Energie liegt – oder wo eine Figur mit einer anderen etwas zu tun hat
  • Zusammenfügen: Einbeziehen des Ausgeschlossenen, oder bei fehlendem Kontakt (das System muss komplett sein – man kann nicht ausgeschlossen sein)


Anna H. entscheidet sich für Stofftiere. Es erfolgt der Hinweis, dass die Reihenfolge keine Rolle spielt. Die Klientin erfährt Zuspruch: „Dein System weiß, was zu tun ist! Lass Dich von Deinem Gefühl leiten, den richtigen Platz zu finden!“

 

Als Figur für sich wählt die Patientin einen Bären mit roter Schleife, den sie zwischen ihr „Gewicht“ und ihr „Schlechtes Gewissen“ platziert. Das „Gewicht“ – ein dreimal so großer weißer Bär – stellt die Klientin ganz nah an ihre Seite, mit Blickrichtung über sich selbst hinweg.

 

Auch das schlechte Gewissen flankiert die Klientin: Dafür wählt sie ein kleines rosa Schwein und stellt es auf die andere Seite neben sich alias den Bären mit der roten Schleife, mit Blick zum Gewicht.

 

Als Ausdruck ihrer Konsequenz positioniert sie hinter ihr Alter Ego – den Bären mit der roten Schleife – eine Pusteblume in einer Glaskugel.

 

Die Klientin stellt sich abwechselnd über die Figuren um die unterschiedlichen Energien wahr zu nehmen und durch den Perspektivenwechsel sich in die Lage der beteiligten Personen zu versetzten. Das ist der Schlüssel zu Aufdeckung des Problems.

 

Wie Anna H. beschreibt, hält sie ihr Gewicht fast nicht aus, es erdrückt sie. Auch das schlechte Gewissen ist ihr zu nah.

 

Die Konsequenz „dahinter“ scheint dabei nicht zu stören, sie spielt keine Rolle – der Fokus liegt eindeutig auf dem Gewicht und dem schlechten Gewissen. Die Klientin tauscht nun den Platz.

 

Das Gewicht fühlt sich allerdings machtvoll, es findet den Platz großartig und möchte ihn im Team mit dem schlechten Gewissen nicht aufgeben.

 

Weil sich das schlechte Gewissen zu nah fühlt, wandert es nun weiter weg, mit Blickrichtung nach außen.

 

Auch das Gewicht wandelt sich – von der Klientin aus gesehen fühlt es sich als Macht an: Wie die Mutter.

 

Es erfolgt ein erneuter Muskeltest, um zu eruieren, ob eine Figur für die Mutter benötigt wird – oder ob das Gewicht für etwas anderes steht. Ergebnis: Die Mutter wird hinzu geholt, sie wird von der Klientin als Holzfigur mit Abstand dazugestellt – Anna H. alias dem Bären mit der roten Schleife gegenüber, mit Blick ins Leere.

 

Platzwechsel: Die Klientin steht in ihrer Rolle, starke Gefühle kommen hoch. Durch Stirn-Hinterkopf-Halten soll eine Korrektur erfolgen, als die Klientin äußert, sich allein gelassen zu und verantwortlich für die Situation der Mutter zu fühlen. Sie möchte so gerne Tochter sein und Unterstützung bekommen. Die unterschwellige Forderung der Mutter ist ihr zu viel, sie kann nicht auf sie zugehen.

 

Es erfolgt die direkte Konfrontation mit der Mutter, die sagt, ihr selbst sei alles zu viel. Nicht die Tochter – ihr ganzes Leben sei ihr zu viel. Sie könne nicht mehr geben, aber sie sei sehr stolz auf ihre Tochter, dass sie das erreicht hat, was sie heute ist.

 

Noch immer werden Stirn und Hinterkopf der Klientin gehalten, wodurch emotionale Ruhe einkehrt.

 

In einem erneuten Muskeltest wird abgefragt, ob die mütterliche Ahnenreihe Erleichterung für Klientin bringt.

 

Erst das Stellen von 4 Holzfiguren hinter der Mutter bringt große Erleichterung bei der Klientin, die nun formulieren kann: „Du bist meine Mutter, es tut mir leid was Dir passiert ist. Ich wünsche Dir mehr Lebensfreude, so, wie Tante Hilde sie hatte.“

 

Tante Hilde kommt dazu – „sie hatte immer einen Hut auf und Handschuhe an und hat Kanaster gespielt“, erläutert die Klientin. Sie möchte Tante Hilde in ihrer Nähe haben. Tante Hilde findet die Klientin sehr liebenswert und sagt ihr das auch.

 

Die Klientin verspürt nun die Möglichkeit, sich ihrer Mutter nähern und sie umarmen zu können. Die Klientin stellt sich selbst etwas versetzt vor die Mutter, rechts von ihr Tante Hilde. Das Gewicht rückt weiter nach außen – zwar mit Blickrichtung zur Klientin, aber es hat einen Großteil seiner Macht verloren. Die Konsequenz ist da, aber unwichtig.

 

Klientin fühlt sich leicht und beruhigt und freut sich über die Unterstützung von Ihrer Tante. Sie möchte selbst ein Foto machen, von einem Hut und Handschuhen, und dieses Bild zu Hause aufhängen - um sich an die Lebensfreude und die Liebe der Tante zu erinnern.

 

Ein weiterer Muskeltest soll Aufschluss darüber geben, ob das Bild so stehen bleiben kann und ob  es zum Wohle aller ist: Kann die Klientin das Gute für sich mitnehmen und davon profitieren?

 

Nachdem alle „Fragen“ mit „Ja“ beantwortet werden, werden die Figuren aus ihren Rollen entlassen. Dauer der Sitzung: ca. 2 Stunden.

 

In einem separaten Termin erfolgt eine zusätzliche Ernährungsberatung.